#14 Behandeln von Muskel-& Gelenkbeschwerden
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MKB-by-WEPA-Apothekenbedarf-Folge_14 (1)
Konstantin Prinz: Eigentlich ist meine zentrale Frage dabei immer, und ich habe es jetzt für mich es noch nicht durchdrungen, wann wärme ich, wann kühle ich?
Daniel Finke: Genau, eine ganz wichtige Frage, die auch gar nicht so leicht zu beantworten ist tatsächlich. Also wenn wir von einer klassischen verspannten Muskulatur ausgehen, dann ist Wärmeansatz tatsächlich eine sehr gute Möglichkeit.
Konstantin Prinz: Herzlich willkommen zu unserem Podcast Mörser Kittel Beipackzettel mit vielen spannenden Themen rund um die Apotheke. Ich bin Ihr Host Konstantin Prinz und in unserer heutigen Folge gehen Daniel Finke und ich der Frage nach, wärmen oder kühlen, behandeln von Muskeln und Gelenkbeschwerden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie damit zu unserer neuen Folge unseres Podcasts Mörserkittel Beipackzettel. Wir werden uns heute mit dem Thema Muskulatur und Gelenke beschäftigen. Ich freue mich sehr darüber, dass Daniel Finke heute mein Gesprächspartner ist. Daniel, wenn du möchtest, dann stell dich doch gerne unseren Zuhörern kurz vor.
Daniel Finke: Ja, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich freue mich ebenfalls sehr, dass ich heute eingeladen worden bin, zu unserem Thema Gelenkbeschwerden, Rückenschmerzen bei Ihnen zu sein. Ich bin Apotheker, arbeite in der öffentlichen Apotheke in Osnabrück und bin für ganz viele Apothekerkammern unter anderem als Referent aktiv, im Bereich der Fort- und Weiterbildung ebenfalls bei Prüfungen dabei und möchte Ihnen heute ganz viel über dieses wissenswerte Thema aus dem Beratungsalltag präsentieren.
Konstantin Prinz: Vielen, vielen Dank. Wie würdest du, also lass uns doch mal in dieses Thema einsteigen, du hast es gerade schon gesagt, es ist sehr vielfältig, es kann ein sehr vielfältiges Thema sein. Mal angenommen, wir haben jetzt Montagmorgen, wir sitzen jetzt hier zusammen und haben zwar keinen Montag, wir tun aber mal so und du hast gerade deine Apotheke aufgeschlossen und es kommt ein Kunde zu dir und du siehst schon so von Weitem, er hat eine gebückte Haltung, du kennst ihn vielleicht schon, ist viel langsamer unterwegs als sonst. Und dann sagt er zu dir, dass so typischerweise, kennt man, unterer Rückenbereich tut weh, zieht ihn vielleicht sogar runter bis ins Bein und schildert dir diese Problematik. Wie würdest du dann vorgehen? Wie würdest du im Grunde reinsteigen, dass wir mal mit dem Gedanken reingehen zu sagen, okay, wir starten erst mal mit einer Selbstmedikation, bevor wir vielleicht dann im weiteren Schritt sogar die Notwendigkeit hätten, zum Arzt zu gehen?
Daniel Finke: Genau, ganz wichtige Frage. Man muss erst mal so ein bisschen die Grenzen ausloten der Selbstmedikation. Was ist denn überhaupt möglich? Und bevor man das tut, ist es natürlich erst mal wichtig zu wissen, was ist die Ursache denn überhaupt? Was ist dem Patienten passiert? Warum kommt er, wie du sagst, mit dieser gebückten Haltung in die Apotheke? Warum ist sein Bewegungsablauf nicht mehr so, wie es physiologisch normalerweise der Fall wäre? Das heißt, die große Die Fragerunde beginnt sozusagen erst mal bei der Ursachensuche. Da würde ich ihn natürlich erst mal fragen, hat er irgendwie einen Unfall gehabt, ist er gestürzt? Hat er sich vielleicht irgendwie den Rücken verdreht? Wenn es denn vom Rücken her kommt, bei einer Bewegung, beim Fußball, hat er was Schweres getragen? Da würde man auf jeden Fall erst mal ansetzen, die Ursache herauszufinden. Genau.
Konstantin Prinz: Würdest du in diesem Zuge, wie gehst du damit im Hinblick auf vielleicht auch ... Folgebeschwerden, jetzt haben wir ja gesagt, okay, wir gehen mal gedanklich davon aus, es strahlt vielleicht vom Rücken runter, auch mal so je nachdem, wie man sich bewegt, vielleicht über das Gesäß ins Bein bis in den Fuß. Es kann aber ja auch andere Problematiken vielleicht noch parallel auftreten. Wie gehst du damit um?
Daniel Finke: Genau, du meinst halt neben den Auftritten Bewegungseinschränkungen und Schmerzen vielleicht ein Kribbelgefühl, ein Taubheitsgefühl in den Beinen, eventuell sogar schon im Extremfall Manche Patienten berichten auch über so Missempfindungen oder Ameisenlaufen, so ein Kribbelgefühl. Das sind sicherlich schon Grenzen, an die man dann langsam stößt, wo man sagen würde, okay, wenn das bei einem Patienten dabei ist, vielleicht auch, dass er sagt, ich habe irgendwie das Gefühl, es ist so ein bisschen gelähmt, sozusagen in Anführungsstrichen, dann ist es auf jeden Fall schon wichtig, diesen Patienten direkt zum Arzt zu verweisen. Denn dass da vielleicht bei der Verletzung in irgendeiner Form die Nerven in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist hiermit nicht mehr auszuschließen. Und dann würde man ihn auf jeden Fall direkt in die Hände des Arztes verweisen. Weil da kommt die Selbstmedikation dann auf jeden Fall nicht richtig anbringt, nicht den Erfolg, den sich der Patient vorstellt. Und am Ende sind vielleicht sogar bleibende Schäden am Ende dabei, wo man sich dann Vorwürfe macht, warum habe ich diesen Patienten nicht direkt zum Arzt geschickt.
Konstantin Prinz: Ja, das ist sicherlich absolut schmaler Grad, auf dem man dann da unterwegs ist. Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, ich meine, also wir gehen jetzt mal vom nicht so kritischen Fall aus, sondern wir gehen davon aus, ich bin der Patient oder du siehst mich als Patienten und ich sage dir, ne, also es kribbelt nicht, ich habe auch kein Taubheitsgefühl, sondern ich habe wirklich diesen klassischen Herz. Wie würdest du dann weitergehen? Was sind dann eben weitere Schritte, die du in der Analyse dann nimmst?
Daniel Finke: Genau, da würde ich auf jeden Fall erst mal fragen, wie lange bestehen denn die Beschwerden überhaupt schon bei dir oder bei den Patienten? Weil es ist ja wichtig, einmal abzuklopfen. Ist das schon etwas Chronisches, was ihn vielleicht schon über Wochen sozusagen belastet? Auch da würde man dann tatsächlich sagen, wenn so Schmerzen im Rückenbereich länger als eine Woche andauern, müsste er auf jeden Fall auch einmal zum Arzt. Wenn er mir jetzt berichten würde, es wäre was Akutes, er hat jetzt gestern vielleicht irgendwie eine Wasserkiste blöd getragen oder er ist irgendwie ausgerutscht und ist dabei irgendwie auf den Rücken gefallen und ja, es macht jetzt gerade nur die einfachen leichten Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, dann kann man sicherlich noch einer Selbstmedikation gut was machen. Genauso würde ich eben auch fragen, wann sind denn die Beschwerden bei Ihnen am stärksten? Sind die in Bewegung am stärksten, wenn Sie jetzt gerade aus dem Auto ausgestiegen sind und zu mir in die Apotheke gelaufen sind? Oder sind das vielleicht auch Schmerzen, die bei Ihnen bestehen, wenn Sie in Ruhe zu Hause auf dem Sofa liegen oder auf dem Bett oder auf dem Stuhl sitzen? Weil das sind auch noch mal einfach Hintergründe, wo man noch mal ausloten kann, wie stark ist denn überhaupt das Beschwerdegeschehen? Schmerzen sind ja zum Beispiel immer etwas Subjektives. Jeder von uns empfindet Schmerzen anders. Das wird dir anders gehen als mir eventuell bei Schmerzen. Und deswegen muss man da versuchen, so ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen und einfach mal so diese belastenden Beschwerdesituation beim Patienten abklopfen.
Konstantin Prinz: In diesem Zusammenhang, wie kritisch und wie genau gehst du vor bei der Analyse von vielleicht schon eingenommenen Medikamenten? Ich kann mir vorstellen, dass das eine entscheidende Frage auch noch mal ist, ne?
Daniel Finke: Definitiv, genau. Viele Patienten haben jetzt zu Hause ihre kleine Hausapotheke und werfen sich da sicherlich schon auch mal die ein oder anderen Medikamente ein. Das heißt, mit besonderem Blick würde ich da auf jeden Fall einmal nach schon eingenommenen Schmerzmedikamenten fragen. Viele Patienten haben zu Hause Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac als ganz normale Tabletten oder Kapseln zu Hause. Und auf jeden Fall ist es deshalb schon mal wichtig zu fragen, was wurde schon unternommen? Haben Sie schon was unternommen? Hat das schon eventuell leichte Erfolge gezeigt oder ist der Erfolg ausgeblieben? Und dann kann man da eben in der Selbstmedikationsberatung eben anknüpfen. Man kann schauen, ist ein Schmerzmittel überhaupt sinnvoll? Genau, man kann schauen, ob man eventuell als Add-on noch etwas machen kann, wie eine Wärmebehandlung beispielsweise oder vielleicht eventuell auch etwas, was die Muskeln entspannen lässt. Ob man da noch was aus dem Bereich Magnesium zum Beispiel dazu empfiehlt. Da kann man auf jeden Fall sich mit dem Patienten austauschen.
Konstantin Prinz: Okay, also auch da dann jetzt nochmal. Wir gehen jetzt mal davon aus, ich habe ein relativ hohes Schmerzlevel oder eine Schmerztoleranzgrenze oder unser Patient hat das. Das heißt, wir haben jetzt gesagt, am Wochenende, ich habe mich vielleicht wirklich verhoben oder ich habe mich verdreht bei der Gartenarbeit. Jetzt geht er so langsam ins Frühjahr rein, dann ist das ja durchaus im Rahmen des Realistischen. Und ich habe noch keine Medikamente eingenommen. Und wie sehen dann deine typischen Empfehlungen in Richtung Patient aus, zu sagen, okay, für als Sofortmaßnahme, wie sollte, wie sollte ich, wie sollte dieser Patient dann vorgehen?
Daniel Finke: Genau, auf jeden Fall. Ganz wichtige Frage. Das heißt da im Hintergrund einfach nur für uns aus der Apotheke. Wo kriegen wir wichtige Informationen her? Meistens aus Leitlinien. Das heißt, die helfen uns weiter, sozusagen Einordnungen zu treffen. Welche Schmerzmittel sind beispielsweise gut geeignet? Und so die typischen Schmerzmittel, die man eben nutzen kann, wie ihre Wirkstoffe, wie das Ibuprofen, wie das Diclofenac oder auch das Naproxen. In dem Moment ist einfach immer die Devise, so kurz wie möglich zu behandeln und so niedrig dosiert wie möglich. Das ist natürlich ein Satz, den kann man dem Patienten so nicht entgegenbringen. Sprich, bei einem klassischen Ibuprofen würde das bedeuten, für eine erwachsene Person, die keine Einschränkung hat vom Magen oder von der Verträglichkeit fürs Ibuprofen, dreimal am Tag 400 Milligramm zu nehmen. Wenn wir beim Diclofenac bleiben, dreimal täglich 25 Milligramm. Und das Naproxen würde beispielsweise auch dosiert werden können mit dreimal am Tag 250 Milligramm. Genau. Das Ganze dann eben für einen Therapiezeitraum erst mal von so ein bis drei Tagen. In dieser Zeit sollte sich das Ganze schon deutlich verbessern. Wenn das nicht der Fall ist oder sogar trotz dieser Schmerzmitteleinnahme die Beschwerden weiterhin bestehen oder sogar stärker werden, dann müsste man ja auch wieder die Reißleine ziehen und dem Patienten nochmal mit auf den Weg geben. Bitte begibt dich dann in die Hände des Arztes. Dann müssen wir weitere Hintergrundinformationen eruieren können. Das geht eben nur durch die ärztliche Untersuchung.
Konstantin Prinz: Und in Bezug auf, also ich sag mal so Parallelmaßnahmen ist jetzt natürlich dann die Frage, also wie gesagt, ich hab mich verdreht, Gartenarbeit, das heißt dann eher im Grunde aus deiner Einschätzung oder deiner Empfehlung vollständige Ruhe oder eher sagen, ja, okay, vorsichtig doch irgendwo in Bewegung bleiben. Ich selbst versuche zumindest Sportler regelmäßig zu sein. Da geht es natürlich dann eben auch, wenn du dann irgendwo doch mal so ein bisschen muskuläre Beschwerden hast, dann doch irgendwo ein bisschen in der Bewegung bleiben, um die Muskulatur auch wieder zu lockern. Wie wäre das hier in diesem konkreten Fall?
Daniel Finke: Genau, tatsächlich auch die Überlegung, die du hattest, ist völlig richtig. Tatsächlich die komplette Schonhaltung, die komplette Ruhe würde man tatsächlich dem Patienten nicht mehr mit ans Herz legen, sondern wirklich in einer leichten, moderaten Bewegung zu bleiben. Denn man weiß heute, wenn man wirklich ein bisschen die moderate Bewegung weiterhin durchführt, dann ist einfach die Genesung deutlich schneller verlaufen und der Patient ist wieder mehr im Alltag. Nichtsdestotrotz können natürlich so Rückenbeschwerden dann schon auch mal so eine gute Woche, vielleicht auch mal zwei Wochen andauern, dass man merkt man ja so richtig fit bin ich halt noch nicht, aber ich merke es wird besser und das ganze funktioniert eben dann wirklich mit einer leichten moderaten Bewegung am besten. Unter Umständen kann man besonders zu Beginn, so in den ersten ein, zwei, drei Tagen, vielleicht manchmal noch mal so ein bisschen den Rücken entlasten, wenn wir jetzt auf die Rückenbeschwerden zu sprechen kommen, den unteren Rücken. Das heißt beispielsweise so eine angewinkelte Haltung mit den Beinen einnehmen, indem man sich vielleicht auf das Sofa legt und dann noch mal ein Kissen unter die Unterschenkel legt, dass die, ja, die so ein bisschen angewinkelt sind im Verhältnis zur Hüfte. Andere Patienten machen das vielleicht auch, indem sie die Unterschenkel, wenn die sich mal flach auf dem Boden legen, so ein bisschen auf dem Hocker nach oben bringen. Auch das kann manchmal Entlastung im unteren Rücken bringen. Die Patienten müssen sich jetzt aber da nicht stundenlang in dieser Position aufhalten. Das kann man zwischendrin mal machen und dann aber wieder in eine moderate Bewegung übergehen am Tag. Also komplette Schonhaltung würde man heute auch nicht mehr machen.
Konstantin Prinz: Ja, also manchmal ist dann so die die naheliegendsten Sachen irgendwie doch.
Daniel Finke: Genau, ganz einfach. Aber wo du gerade naheliegende Sachen ansprichst, tatsächlich vielleicht, was man noch sagen sollte, naheliegende Sachen sind ja manchmal vielleicht auch die Einnahme von Paracetamol zu Hause. Viele Patientinnen und Patienten haben ja Paracetamol als klassisches Schmerzmittel. Da können wir noch mal den Bogen schlagen zu unseren vorhin angewandten Arzneimitteln. Aber Cetamol tatsächlich bringt keinen großen Erfolg bei den Rückenschmerzen. Das heißt, wenn Sie da jemanden haben in der Beratung, der Ihnen da mal von berichtet, da können Sie tatsächlich sagen, das Paracetamol oder auch das ASS 500 Milligramm, das sind beispielsweise zwei Wirkstoffe, die da eher weniger Effekte bringen und die könnte man tatsächlich eher meinen. Deswegen lieber Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac. Aber sicherlich auch da immer nochmal fragen, wie sieht es da aus mit der Verträglichkeit, sich immer auch genau anschauen, welchen Patienten haben wir vor uns, den klassischen jungen Mann oder junge Frau, die keine Einschränkungen hat mit der Verträglichkeit, alles wunderbar. Aber haben wir da vielleicht auch ältere Patienten, Patientengruppen so ab 60 Jahren, die auch mit der Verträglichkeit der Wirkstoffe wieder durchaus Probleme haben können, müssen wir dann natürlich auch nochmal ausloten, passt das Medikament zu dem jeweiligen individuellen Patienten. Das machen wir sowieso in jedem Fall.
Konstantin Prinz: Das ist nochmal ein guter Punkt, was ich mich dazu frage, auch nochmal, also klar, die Schmerzmittel, die ich einnehme, im Grunde zur Unterdrückung der Schmerzen. Klar, was kann ich denn aber vielleicht als Patient auch noch zusätzlich tun? Wir haben gesagt, klar, in Bewegung bleiben. Aber kann ich vielleicht irgendwo auch noch mal zusätzliche Maßnahmen anwenden, eben dann auch den Heilungsprozess im Grunde zu unterstützen?
Daniel Finke: Auf jeden Fall. Also du spielst im Endeffekt darauf an, dass man vielleicht so ein bisschen was unterstützen machen könnte mit Blick auf die Wärmetherapie zum Beispiel. Das heißt, da wären durchaus Möglichkeiten gegeben, wenn wir jetzt von so einer verspannten Muskulatur ausgehen, dann gibt es die Wärme, die entsprechend die Muskulatur wieder lockert. Wir haben ja im Endeffekt bei so einem klassischen Sturzgeschehen oder auch bei einem Hexenschuss die Situation, dass diese kleinen Muskeln eben verkrampft sind, dass die eben diese Bewegungseinschränkungen letztendlich bedeuten. Und hier mit der Wärmetherapie zu arbeiten, ist sehr, sehr sinnvoll. Das heißt, entweder die Präparate anwenden, die rein auf physikalischem Weg Wärme freisetzen, so klassische Wärmeflaster, Wärmegürtel, die eben mit der Kombination aus Sauerstoff und dann eingearbeiteten Eisenverbindungen Wärme freisetzen, sind da zum Beispiel gut geeignet, lassen sich auch gut steuern von Patienten. Denn wenn man beispielsweise in der Situation ist, wo man sagt, die Wärme, die mag ich jetzt nicht mehr, das ist jetzt vielleicht unangenehm, lassen sich solche Wärmegürtel oder auch Gelpads, die man warm machen kann, natürlich wunderbar wieder vom Patientenkörper entfernen und man kann es besser steuern. Alternativ dazu gibt es natürlich noch die Präparate, die mit Cayennepfeffer oder Kapsaicin-haltigen Inhaltsstoffen arbeiten, die in die Haut eindringen, diese dann eben vermehrt durchbluten und auch da eine Wärmefreisetzung fördern. Die sind sicherlich auch gut geeignet. Man muss nur hier aufpassen, die Steuerbarkeit ist halt nicht so gut gegeben. Wenn jemand sagt, ich mag es nicht mehr die Wärme, es ist eher unangenehm, man nimmt das Pflaster ab, dann bleibt der Kapselizinanteil ja immer noch in der Haut enthalten und sorgt weiterhin für eine Durchwärmung. Und wir müssen natürlich auch aufpassen bei den Patienten, die vielleicht eine empfindliche, eine sehr sensitive Haut haben. die natürlich da vielleicht mit Hautrötungen oder vielleicht sogar allergischen Reaktionen darunter hervorgehen würden, für die wäre dann vielleicht hier diese Variante mit den physikalischen Wärmeaufbringungsmöglichkeiten dann eine bessere Variante.
Konstantin Prinz: Du hast gerade das Thema Wärmebehandlung angesprochen. Ich habe eben ja schon ganz kurz angerissen, dass ich schon versuche regelmäßig im Sport aktiv zu bleiben. Das heißt, ich habe regelmäßig, dass die Situation irgendwas tut weh, irgendwas zwickt oder zwackt. Und eigentlich ist meine zentrale Frage dabei immer, hab bis jetzt für mich es noch nicht durchdrungen, wann wärme ich, wann kühle ich. Vielleicht auch in welcher Reihenfolge, vielleicht ist es ja auch in dem Kontext hier, also um einfach die Schmerzlinderung kurzfristig herbeizuführen, ja auch sicherlich sinnvoll, auch wenn ich Rückenschmerzen habe, eben mal am Anfang zu kühlen. und dann erst im weiteren Verlauf auf eine Wärmebehandlung für die muskuläre Lockerung herbeizuführen. Vielleicht kannst du mir nochmal dabei helfen, auch für mich und vielleicht auch für alle Zuhörer, dort ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen bei der Frage, wann wärmen und wann kühlen.
Daniel Finke: Genau, eine ganz wichtige Frage, die auch gar nicht so leicht zu beantworten ist tatsächlich. Also wenn wir von einer klassischen verspannten Muskulatur ausgehen, dann ist Wärmeansatz tatsächlich eine sehr gute Möglichkeit. Die meisten Patienten würden dann eben auch mit einer Wärmetherapie starten und man muss wirklich immer den individuellen Fall betrachten. Gibt es dann Patienten, die sagen, die Wärme passt super, es funktioniert gut, man merkt eine körperliche Verbesserung, dann bei Wärme bleiben. Es gibt aber auch Patienten, die sagen nach ein, zwei Tagen, oh man, die Wärme, die ist doch nicht mehr das, was ich mir vorstelle. Dann kann man das mit Kälte probieren, auch wenn es effizient gesagt bei den normalen klassischen Rückenschmerzen auch evidenzbasiert in der Bewertung kaum Empfehlungen dahingehend gibt zu kühlen. Aber der eine oder andere individuelle Patient profitiert natürlich schon mal davon. Also man kann es ausprobieren. Ganz klassisch würde man vielleicht noch sagen, bei Entzündungsgeschehnissen würde man nicht wärmen, denn Entzündungen werden eben zum Teil durch eine Wärmebeibringung angeregt, noch weiter sich stärker auszubreiten. Aber es kommt halt uns auch so ein bisschen in die Quere. Wir können halt in der Apotheke keine Diagnosen stellen. Das ist im Endeffekt immer noch Aufgabe des Mediziners. Das heißt, wir können nur kleine Empfehlungen aussprechen, es auszuprobieren. Und wenn der Patient dann sagt, ja, mit Wärme funktioniert das gut, die Beschwerden werden besser, alles wunderbar. Wenn man eben merkt, nee, aber unter Wärmeanwendung wird das Beschwerdegeschehen eher stärker, dann muss man die Wärme wieder reduzieren. Deswegen würden sich dann ja vielleicht wirklich eher diese Wärmetherapeutischen Maßnahmen physikalischen Weg anbieten, weil da habe ich halt zum Beispiel diese gute Steuerung. Also individuelles Ausprobieren ist da tatsächlich häufig Der einzige Schlüssel, den wir da so mitgeben können.
Konstantin Prinz: Ja, ja, ja. Dani, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Patient am Montagmorgen, der uns in der Apotheke aufgesucht hat oder dich in der Apotheke aufgesucht hat, nach den Ratschlägen mit Sicherheit spätestens am Mittwochmorgen mit Sicherheit seine Rückenschmerzen auf jeden Fall gelöst bekommen hätte. Vielleicht können wir einfach nochmal ganz, weil es natürlich ein ganz zentraler Punkt ist, einfach zum Abschluss nochmal ganz kurz und prägnant zusammenfassen, welche Grenzen wirklich in der Selbstmedikation bestehen, dass wir das einfach nochmal ganz klar haben. Vielleicht kannst du uns das einfach noch mal ganz kurz und knapp zusammenfassen, wo du sagst Okay, bis hierhin und da ist aber die rote Linie über die gehen wir nicht drüber.
Daniel Finke: Auf jeden Fall. Also ganz klassisch wirklich nochmal erfragen Seit wann bestehen die Beschwerden? Sind es akute Beschwerden? Sind es chronische Beschwerden? Nochmal zu erfragen Welche Medikamente hat der Patient schon ausprobiert? Gab es darunter eine Linderung? Sich ein genaues Bild machen, wie die Beschwerden aussehen, also nicht nur die klassischen Rückenschmerzen, sondern wir hatten ja charakterisiert Wohin kann die Reise gehen? Das Ganze muss entsprechend auch ausgelotet werden. Wir müssen auch noch mal schauen, gibt es entsprechend ja Lähmungserscheinungen? Gibt es dort ein Kribbelgefühl in den Nerven? Das hatten wir angesprochen. Genau das wären ganz wichtige Hinweise. Dann natürlich schauen, welche Risikogruppe habe ich vor mir? Ist es der normale junge sportliche Patient, der vielleicht im Risiko etwas weniger dasteht als der ältere Patient mit Osteoporose? Also auch so ein bisschen Grunderkrankungen im Hintergrund behalten. Andere Medikamente, die vielleicht noch für andere Grunderkrankungen eingenommen werden, sind wichtig zu reflektieren. So ein Blutverdünner ASS mit dem Ibuprofen, was er vielleicht einnimmt, ist auch keine gute Kombination, wenn man den zeitlichen Abstand nicht einhält. Also auch da immer noch mal schauen, wie ist die gesamte Konstellation des Patienten. Und dann können wir in der Selbstmedikation entsprechend auf die Schmerzmittel zurückgreifen, die Wärmetherapeutika. Eventuell kann man sogar noch von außen die Cremenzubereitung anwenden mit Anika, mit Beinwell. Mit Kampfer oder Menthol und Rosmarin. Da gibt es ja auch die Pferde-Balsame beispielsweise. Oder wir können dann eben klassisch die Kalt-Warm-Kompressen noch mal dazu mitnehmen. Einfach als Unterstützung. Und dann sollte es wirklich innerhalb von kürzester Zeit besser werden. Und wenn der Beschwerdebereich immer noch da ist und keine Besserung eintritt, dann wirklich allerspätestens nach einer guten Woche zum Arzt schicken. Definitiv. Super.
Konstantin Prinz: Daniel, ich danke dir für den Austausch, für die Informationen. Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass die Informationen für all unsere Zuhörer, also für mich auf jeden Fall und auch für unsere Zuhörer, sicherlich sehr hilfreich waren. Danke dir, wie gesagt, nochmal für das Gespräch und danke Ihnen auf jeden Fall fürs Zuhören und ich freue mich auf die nächste Folge mit Ihnen.
Daniel Finke: Vielen Dank, ich freue mich, dass ich da sein durfte.
Konstantin Prinz: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Mörser Kittel Beipackzettel. Diese Folge wurde begleitet von Konstantin Prinz und Daniel Finke. Über eine Fünf-Sterne-Bewertung und ihr Feedback freuen wir uns. Freuen Sie sich jeden ersten Sonntag des Monats auf eine neue Folge. Überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
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